Symmetrisch tonischer Nackenreflex (STNR)

Auch beim STNR wird durch die Beugung des Kopfes nach vorn und hinten eine Bewegung der Extremitäten ausgelöst. Die Beugung des Kopfes zur Brust führt zu einer – anders als beim TLR – Streckung der Beine. Die Beugung des Kopfes in den Nacken verursacht eine Beugung der Beine.

Der STNR hat eine relativ kurze Waltezeit, zwischen dem 6. und 9. Lebensmonat. Er unterstützt das Baby erstmals bei der Aufrichtung gegen die Schwerkraft und hilft ihm, seinen Körper in dieser erhöhten Position auf Händen und Knien zu stabilisieren und auszubalancieren. Dies wird durch das Hin- und Herschaukeln erreicht (rocking baby).  Dies erlaubt es dem Kind später, Ober- und Unterkörper unabhängig voneinander, ja sogar gegengleich zu bewegen (wie es beim Krabbeln erforderlich ist). Er stärkt den Muskeltonus der Nacken- und Rückenmuskulatur und ist wichtig für eine gute Körperhaltung.

Bleiben starke Reste des STNR bestehen, so verhindern diese unter Umständen das Krabbeln. Die Kinder entwickeln eine andere Art der Fortbewegung, rollend, auf dem Po rutschend, im Bärengang oder sie stehen zu früh auf und beginnen zu laufen.

Der STNR trainiert auch das Sehvermögen. Beim gebeugten Kopf nach unten schaut das Kind nah und wenn es den Kopf hebt und nach vorne schaut, wird die Fernsicht trainiert. Das ist ganz wichtig, um von der Tafel abzuschreiben und sich dann wieder auf sein Heft zu konzentrieren. Auch wichtig, um beim Lesen in der richtigen Zeile zu bleiben.

Bleiben Restreaktionen des STNR, so hat dies häufig Auswirkungen auf die Sitzhaltung. Beim Arbeiten am Tisch ist eine gleichzeitige Beugung von Kopf, Armen und Beinen notwendig. Der STNR wirkt dieser Haltung jedoch entgegen. Beugen sich Kopf und Arme, so strecken sich Hüfte und Kniegelenke. Die Kinder lümmeln deshalb häufig am Tisch. Sie sitzen mit gestreckten Beinen auf der Stuhlkante oder unterdrücken den Reflex, indem sie die Beine fixieren. Sie schlingen sie entweder um die Stuhlbeine oder ziehen sie auf den Stuhl und setzen sich darauf.  Eine «ordentliche» Haltung ist für sie nur mit Anstrengung zu halten und erschwert damit jegliche intellektuelle Arbeit.

Diese Folgen können, müssen aber nicht zwingend auffällig erscheinen:

  • Schlechte Körperhaltung
  • Sitzposition: Sitzt wie ein «Kartoffelsack», «liegt» über dem Tisch oder Buch, sitzen mit untergeschlagenen Beinen oder schlingt die Beine um die Stuhlbeine
  • Probleme beim Fokussieren von Fern- und Nahsicht (Abschreiben von Tafel/Schreibblatt)
  • Ungeschicklichkeit
  • Zehenspitzengang
  • W-Haltung beim Sitzen (Zwischen-Fersen-Sitz)
  • Schlechte Koordination von Ober- und Unterkörper (Sportunterricht).
  • Schwierigkeiten beim Erlernen des Purzelbaums und des Brustschwimmens
  • Schlechte Körperhaltung
  • Motorische Unruhe, hyperaktives Verhalten

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